Wald- und Vegetationsbrände sind für uns als Feuerwehr nicht nur eine Herausforderung in Sachen Löschtechnik und Taktik, sondern auch eine massive Belastung für die Gesundheit. Insbesondere bei den zunehmenden Bränden großer Flächen, die mit einer langen Einsatzzeit und hohen körperlichen Belastungen einhergehen. Viele Kameradinnen und Kameraden unterschätzen dabei nicht nur die Gefahren der körperlichen Überanstrengung, sondern extrem oft die Gefahren, die durch Rauch und Hitze entstehen. Deshalb muss das Thema Atemschutz bei solchen Einsätzen fokussiert betrachtet werden.
Warum überhaupt Atemschutz?
Bei Vegetationsbränden entsteht nicht nur „harmloser Grillrauch. Der Rauch enthält:
- Kohlenmonoxid (CO) – farb- und geruchlos, hochgiftig, führt schnell zu Bewusstlosigkeit.
- Kohlendioxid (CO₂) – verdrängt Sauerstoff, Gefahr der Erstickung.
- Feinstaub und Rußpartikel – dringen tief in die Lunge ein, langfristige Gesundheitsschäden.
- Organische Verbindungen – je nach Brandgut können auch giftige Gase wie Formaldehyd oder Stickoxide entstehen.
Kurz gesagt: Ohne Atemschutz riskieren wir Vergiftung, Sauerstoffmangel und dauerhafte Lungenschäden.
Welche Atemschutzarten sind geeignet?
Bei Wald- und Vegetationsbränden ist die Wahl des richtigen Atemschutzes entscheidend. Hier die Optionen:
1. Halbmasken mit P3-Filter (DIN EN 149:2009-08)
- Einsatzbereich: Wenn keine akute Gefahr durch giftige Gase besteht.
- Schutz: Vor Feinstaub und Ruß, aber nicht vor CO oder Sauerstoffmangel.
- Varianten: Einweg-Halbmaske – möglichst mit Ausatemventil zur Reduzierung des Ausatemwiederstandes oder eine wiederverwendbare Halbmaske mit adaptierbaren Partikelfiltern
- Empfohlenes Zubehör: Dichtschließende Augenschutzbrille. Dekon-Tücher.
Bilder: Dräger
✅ Diese Kombination wird auch in der AGBF-DFV Fachempfehlung Nr. 67 empfohlen. Das Dräger Waldbrandset entspricht dieser Empfehlung.
è Zur Fachempfehlung: https://www.feuerwehrverband.de/app/uploads/2021/02/DFV-AGBF-Fachempfehlung_PSA_Feuerwehr.pdf
2. Filtergeräte (Partikelfilter + Kombinationsfilter)
- Einsatzbereich: Wenn (akute Gefahr) durch giftige Gase besteht.
- Schutz: Gegen Partikel (Ruß, Staub) und bestimmte Gase, aber nicht gegen Sauerstoffmangel!
- Wichtig: Nur verwenden, wenn die Umgebungsluft genügend Sauerstoff enthält (>17 Vol.-%).
- Empfohlenes Zubehör: Dichtschließende Augenschutzbrille ( bei Halbmaske). Dekon-Tücher.
Bilder: Dräger
3. Pressluftatmer (PA)
- Einsatzbereich: Bei starker Rauchentwicklung und akuter Gefahr giftiger Gase. Als Standardmaterial der Feuerwehr sofort nutzbar, insbesondere wenn keine Filtergeräte zur Verfügung stehen.
- Schutz: Voller Schutz vor giftigen Gasen und Sauerstoffmangel.
- Nachteil: Gewicht, körperliche Belastung und begrenzte Einsatzzeit (Flaschenkapazität).
Bild: Dräger
Gasmesstechnik bei Wald- und Vegetationsbränden
Was im ersten Moment vielleicht verrückt klingt, ist wichtig für Eure Sicherheit.
Gerade bei diesem Einsatzszenario sind hohe Kohlenstoffmonoxid (CO) -konzentrationen eine allgegenwärtige Gefahr für die Einsatzkräfte. In extremen Situationen sind auch erhöhte Konzentrationen anderer schädlicher Gase und auch Sauerstoffmangel möglich.
Nutzt Eure vorhandene Gasmesstechnik oder fordert diese rechtzeitig nach!
Bild: Dräger
Weitere Informationen rund ums Thema: https://www.draeger.com/de_de/Fire-Services/Waldbrandset
✅ Checkliste: Atemschutz im Vegetationsbrand-Einsatz
Vor dem Einsatz
- CO-Messung durchführen – Prüfen, ob gefährliche Konzentrationen vorhanden sind.
- Sauerstoffgehalt prüfen – Filtergeräte nur bei >17 Vol.-% O₂ einsetzen.
- Wahl der richtigen PSA – Einlagige Bekleidung, optional leichter Helm etc.
- Ausrüstung checken
- Atemschutz-/Einsatzzeitüberwachung einrichten
- Hydration sicherstellen – Genügend Wasser für alle Einsatzkräfte.
Während des Einsatzes
- Nie ohne Atemschutz in Rauchbereiche gehen – Sichtbarer Rauch = Gefahr!
- Einsatzzeiten einhalten
- Regelmäßige Pausen einplanen – Hitze und Belastung beachten.
- Kommunikation sicherstellen – Funkgeräte griffbereit, klare Meldungen.
- Lage beobachten – Windrichtung, Rauchentwicklung, Rückzugswege.
Nach dem Einsatz
- Gründliche Reinigung – Körper (freiliegende Körperflächen), Kleidung bestmöglich dekontaminieren – möglichst ablegen.
- Ausrüstung bestmöglich an der E-Stelle dekontaminieren, bei Bedarf verpacken bzw. den Rücktransport über Logistikfahrzeuge durchführen.
- Einsatzdokumentation – Personalübersicht, Atemschutzprotokoll etc.
- Gesundheitscheck – Bei Beschwerden sofort melden.
- Gerätewartung – eingesetzte Geräte reinigen und checken, PSA reinigen und kontrollieren, PA-Geräte und Masken reinigen und prüfen, Flaschen füllen.
Weitere Fragen? Wir sind gerne für Euch da: Telefon: 06894/388200 osder per E-Mail: verkauf@cer112.com